‘Williams’, ‘Alexander Lucas’, ‘Conference’ – dieses Dreigestirn prägt seit Jahrzehnten den Birnenmarkt in Deutschland. Keine Birnensorte war bislang in der Lage, den Marktanteil dieser drei Sorten entscheidend zurückzudrängen. Alternativen sind mehr gesucht denn je!
Da kommt die erste Birnensorte, die dem Züchtungsprogramm des Bayerischen Obstzentrums entspringt, wie gerufen. Jahrelange strenge Selektionsarbeit mit folgenden Auswahlkriterien hat sich ausgezahlt:
Züchter: Dr. Michael Neumüller, Bayerisches Obstzentrum Hallbergmoos.
Sortenschutzanmeldung unter dem Namen ‘Bay 6474’.
Baum: Schwacher Wuchs. Auf Quittenunterlage nur mit Zwischenveredlung. Blütenknospen bevorzugt endständig an mittellangen Trieben. Seitenholz schwach, daher Anschnitt der Seitentriebe bei der Pflanzung und in den ersten Standjahren empfehlenswert. Eng pflanzen.
Ertrag: Früh einsetzend, hoch und sehr regelmäßig, kaum Alternanz. Ausdünnung erforderlich. Blüte nach bisherigen Erfahrungen wenig frostempfindlich.
Blüte: Diploid. Blütezeit mittelspät. Gute Befruchtersorten sind z. B. ‘Conference’, ‘Venus’ und ‘Abate Fetel’.
Frucht: Spät reifend, pflückreif etwa drei Wochen nach ‘Conference’.
80% der Fruchtschale mit roter Deckfarbe. Zur Erntezeit Aufhellung der ursprünglich violetten Deckfarbe.
Winterbirne, daher vom Baum nicht genussreif. Vor der Vermarktung mindestens drei Wochen ins Kühllager. Am besten nicht vor Mitte November mit der Auslagerung beginnen.
Frucht groß bis sehr groß, bauchig.
Fruchtfleisch feinzellig. Hartreif essbar. Bei Vollreife halbschmelzend, saftig, süß, hoch aromatisch (erinnert an ‘Vereinsdechants’).
Lagerung: Im Kühllager (– 1 °C) bis Mitte Februar lagerfähig.
Im CA-Lager (1,5 % O2, 1,5 % CO2) mindestens bis April haltbar.
Krankheitsanfälligkeit: Zur Feuerbrandanfälligkeit liegen noch zu wenige Daten vor, so dass eine belastbare Aussage noch nicht möglich ist. Schorfanfälligkeit gering.
Bewertung: Attraktive, rotschalige Winterbirne mit sehr guten Geschmackseigenschaften. Produktiver Baum.